#Ode an einen alten Wert - Müssiggang und Effizienz

Müßiggang (von mittelhochdeutsch müezec gân, müßig gehen, untätig sein, nichts tun, träge sein; von althochdeutsch muozîg, Muße habend, bezeichnet das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Ausleben. (wikipedia weiss das.)

Alle Jahre wieder, stresst die Winterzeit… Sie kennen das: Es wird dunkler, und mit dem Einschlafen der Natur regt sich das Bedürfnis, sich einzurollen, um nicht auf den Frühling warten zu müssen. Oder wenigstens etwas leiser zu treten. Katze müsste man sein oder Murmeltier.

Das ist ein Allgemeinplatz. Vor allem ist das nicht möglich. Was aber hilft gegen den äusseren Stress und gegen die abnehmende Energie, die wir so dringend bräuchten, um gegen Grippe und Covid anzukommen, den guten Schwung zu erhalten und die Laune dazu? Vitamin D und trotzdem so tun, als wäre alles wie immer. Aber das allein hilft wohl nicht.

Dann also Humor. Der hilft immer irgendwie. Kommt allerdings schon auch etwas drauf an, welcher Art er ist. Also ist es damit auch nicht so einfach getan. Finden muss man ihn und anlocken wie ein scheues Tier. Dazu braucht es Sinn und Zeit. Und Musse, sich damit zu befassen. Statt fällige Mails zu schreiben, sich neue Workshops auszudenken oder endlich die Buchhaltung zu strukturieren. Obwohl… grade heute, wo’s besonders grau ist und trüb, fällt mir das Buch von Tom Hodgkinson in die Hand: Business für Bohemians, Kein & Aber, 2017. Eine amüsante Lektüre für Selbständige, die jetzt durch Covid entweder ganz viel oder ganz wenig zu tun haben.

Er meint, es sei ganz einfach wichtig, Müssiggang zu betreiben; gerade als Selbständige. Denn die Zeit, die man nicht fürs Unternehmen arbeitet, sondern am Unternehmen, ist der Ort für die nächste Kreation. Sie braucht eine Bühne oder zumindest einen Umgang damit, sodass sie - wie das scheue Tier Humor seinen Platz findet. Und damit eine Aktive im Geschäft werden kann. Weil dabei tatsächlich Neues auf effiziente Art entsteht.

Hodgkinson meint, es sei auch sehr gesund, weil man sich dadurch weniger müde und abgearbeitet fühle. Und auch damit die Voraussetzung für Innovationen schaffe. Wie recht er hat, denke ich mir. Und weil es so schön ist, mit diesem Gedanken in die neue Woche zu gehen, die wieder vollgestellt ist mit vielen interessanten Aufgaben und sicherlich auch unvorhergesehenen Herausforderungen, schliesse ich diesen Brief an die Welt. Ob er sich als effizient erweist, weiss ich nicht. Aber das Verfassen war mir eine Freude. Und lässt mich im Gefühl, schreibenderweise etwas Müssiggang betrieben zu haben. Das ist sehr entspannend.

Coaches sollten keine Ratschläge erteilen, aber sie können schon ermutigen zu Verhaltensweisen, besonders, wenn diese Neues versprechen. Daher erlaube ich mir diesen Schluss:

Bleiben Sie gern etwas müssiggängerisch, wenn Sie es schon sind, und werden Sie es ein klein wenig, wenn Sie Lust haben darauf. Vielleicht sehen Sie dann auch die Welt in neuem Licht. Und lassen Sie mich doch bitte wissen, was Sie dazu finden.

Cornelia Schwager